Neues Leben für Lola

22.07.2024

Kathrin war mit ihrem Wohnmobil und ihren zwei Hunden in Montengro und wollte Richtung Albanien weiter. Im Nordosten gab es die Begegnung mit Lola, die ihre Reisepläne komplett änderte. Hier ihr Bericht über Lola:

Lola begegnete mir das erste Mal auf dem Parkplatz vom Biogradska Gora Nationalpark. Sie streunerte dort ziellos umher und schien sehr schwach zu sein. Die Hündin suchte förmlich Hilfe bei den Menschen dort und so kam sie auch an meinen Camper und legte sich dort hin. Ich gab ihr Wasser und Futter, das sie sehr zurückhaltend annahm und zunächst kaum etwas fraß. Nach meiner Wanderung war Lola immer noch da. Meine Nachbarn sagten, sie sei ihnen aus den Bergen ca. 5 km gefolgt und liefe seitdem auf dem Parkplatz herum. Lola war der einzige streunende Hund dort und der Parkplatz war mitten im Wald des Nationalparks, rundherum keine Dörfer, nur ein Campingplatz in den Bergen. Ich fragte bei den Mitarbeitern des Nationalparks nach, was mit Lola sei und ob sie einen Besitzer habe. Sie sagten, dass sie seit ca. 20 Tagen immer wieder auf dem Parkplatz herumlaufe und aus den Bergen komme. Sie habe keinen Besitzer und gehöre nicht zum Campingplatz in den Bergen. Eigentlich wollte ich an dem Tag weiter reisen, aber es zerbrach mir das Herz, sie so hilflos dort zu lassen. Ich wusste, wenn ich nicht helfen würde, würde es kein anderer machen. Die meisten Leute dort waren Einheimische, die sich nicht dafür interessierten, dass da ein Hund Hilfe sucht. Lola war von Beginn an sehr menschenbezogen. Sie ließ sich von mir streicheln, ein Halsband umlegen, eine Zecke entfernen und suchte Kontakt und Gesellschaft bei mir. Meine zwei Hunde waren zunächst nicht begeistert von unserer neuen Besucherin, aber nachdem sie merkten, dass Lola sehr hilflos und freundlich war, akzeptierten sie sie an unserem Platz. Ich wollte nichts unversucht lassen und nahm Kontakt mit zwei Tierschutzorganisationen auf. Denn es hätte nichts gebracht, Lola auf eigene Faust zum Tierarzt zu bringen. Wo hätte sie dann danach hingekonnt? Zum Glück meldete sich Bernd von Animal Soulmates e.V. schnell zurück und bat mir an, dass Lola in dem Gehege des Tierschützers Srdjan bei Nikšić unterkommen könne. Allerdings müsste ich sie dorthin bringen. Meine Reisepläne habe ich dann über Bord geworfen und bin am nächsten Tag mit Lola dorthin aufgebrochen. Zum Glück war sie am nächsten Morgen noch da, denn sonst hätte ich ihr nicht helfen können. Sie schlief sogar neben meinem Bus auf einer Decke, die ich ihr hingelegt hatte. Zuerst musste ich in die nächste Stadt zum Tierarzt und überprüfen, ob sie einen Chip sprich Besitzer hatte. Dem war nicht so und so konnten wir aufbrechen nach Nikšić. Dort angekommen, gingen wir erstmal zur Tierärztin und checkten Lola durch. Sie ist vermutlich 10 Jahre alt und hatte einen sehr starken Wurm- und Flohbefall, der sie so geschwächt hatte, dass sie eine Infusion benötigte. Srdjan hat eine kleine Gruppe von Seniorenhunden, in die wir sie integrieren wollten. Allerdings ist dort eine Hündin, die ziemlich zickig ist und nicht so ohne Weiteres neue Damen in ihrer Gruppe akzeptiert. Deshalb beschloss ich ein paar Tage bei Srdjan zu bleiben, um als Bezugsperson für Lola da zu sein und bei der Zusammenführung zu helfen. Lola blieb erstmal bei mir am Bus unter einem Baum im Schatten. Nach 2 Tagen, als sie ein bisschen zu Kräften gekommen war, führten wir sie ins Gehege. Dort war ihr zu viel Trubel mit den ganzen kleinen Hunden, so dass sie erstmal ankommen durfte in einem kleinen Abteil mit einem ruhigen anderen Hund. Am nächsten Tag brachten wir sie zu den Senioren, wo es zum Glück zu keinen Problemen mit der anderen Hündin kam. Langsam fing Lola an aufzutauen, sie fraß gut und freute sich immer, wenn ich sie besuchte. Bei den Senioren darf sie nun ihre Altersresidenz verbringen und ihre letzte Zeit in Sicherheit verbringen. Wahrscheinlich wurde Lola ausgesetzt und zuvor als Zuchthündin für Treibhunde missbraucht. Jetzt war sie zu alt und man überließ sie ihrem Schicksal in den Bergen. So wird es leider oft hier in Montenegro gehandhabt. Lola ist da kein Einzelfall. Hunde werden „weggeworfen“, wenn sie nicht mehr nützlich sind oder Ärger machen. In den Bergen hätte Lola nicht überlebt. Sie hätte kein Futter gefunden und wäre vielleicht von Wölfen oder Bären attackiert worden. Es war Lolas Rettung, dass sie den Kontakt zum Menschen suchte und ich ein neues Zuhause für sie durch Animal Soulmates e.V. gefunden habe. Mittlerweile ist Lola seit fast zwei Wochen in ihrem neuen Zuhause und wir haben alle den Eindruck, dass sie sich hier wohl fühlt und dankbar ist für die Hilfe.