Katzenprojekt in Bulgarien

Birgit, eine Bekannte von unserem Vorstand, sprach Bernd an, ob Animal Soulmates auch ein Katzenprojekt in Bulgarien unterstützen würde. Es handelt sich dabei um Angela, eine liebenswürdige ältere Dame, geboren in Italien. Sie lebt schon viele Jahre in Odorovtsi in der Nähe von Montana, Bulgarien. Sie versorgt dort knapp 40 Katzen und auch einige Straßenhunde. 

Birgit und ihre Freundin Sarah hatten Spendenaktionen gestartet. Wir von Animal Soulmates haben natürlich zugesagt und organisierten ebenfalls Spenden über Privatpersonen. Zusätzlich erhielten wir vom Fressnapf Wangen im Allgäu eine großzügige Futterspende für Angelas Katzen und Hunde. 

 

Nun der Orginalbericht von Sarah:

„Es begann alles mit Frechia, der jetzt Rüdiger heißt und bei unseren Nachbarn lebt…

Im April verschlug es mich gemeinsam mit meinem Mann ein erstes von insgesamt 3 Malen in 2022,  ins wilde und ursprüngliche Odorovtsi, weit im Nordwesten von Bulgarien.
Odorovtsi, welches zu Zeiten der Kolchosen ein florierendes 300-Seelen-Dorf darstellte mit eigenem Pub, einer kleinen Schule und einem Supermarkt. Heute leben in Odorovtsi noch 17 Menschen, es gibt keinen Supermarkt und schon lange kein Pub mehr. Aber es gibt Tiere, viel zu viele Tiere, die niemandem gehören und die sich unkontrolliert fortpflanzen oder plötzlich einfach auftauchen. So wie Stella, ein Englisch Pointer, die im Herbst 22 einfach da war und deren Maul es nun auch zu stopfen gilt. 

Über ein Inserat in Airbnb sind wir in der „Wild Zone“ gelandet bei Angela, einer wundervollen, rauen Italienerin und einem riesengroßen Herzen genau am rechten Fleck. Angela, ursprünglich aus Bergamo stammend, hat mir nie verraten was genau sie nach Odorovtsi verschlagen hat. Was sie dort aber tut, das fasziniert mich, seit ich sie kennengelernt habe. Angela lebt im Einklang mit der Natur und den Gezeiten. Sie ist Selbstversorgerin und lebt zudem von der Vermietung eines ihrer beiden kleinen, landestypischen Häuser. 

Während es im April noch nass und kalt war, konnte ich bei unserem zweiten Besuch im August diesen Jahres das Ausmaß der vielen -vor allem- Katzen ermessen, die bei Angela Zuflucht suchen. Zum damaligen Zeitpunkt waren es 37 an der Zahl, viele davon noch winzig klein. Wohin das Auge blickte: Katzen. Katzen mit und ohne Schnupfen, mit und ohne verletzte Augen. Ein großes Rudel, das irgendwie und doch sehr selbstverständlich funktionierte. 
Sie drängten ins Haus auf der Suche nach etwas Essbarem, saßen im Auto, vor der Haustür, einfach überall. Und das Schöne war, dass viele von ihnen sehr zutraulich waren, weil Angela es beherrscht die Seele der Tiere zu erreichen und sie zu versorgen, wie auch immer sie es mit ihrem geringen Budget bewerkstelligt. 
Das hat im Sommer mein Herz berührt. Genauso wie Frechia, damals vielleicht knapp 6 Wochen alt. Wie er wieder und wieder im Tischtuch hing, auf dem Weg zu unserem Abendessen. Ein kleiner Kämpfer ohne Mutter, dessen Hunger so groß war, dass er völlig unerschrocken handelte. 
An diesem Abend fragte ich Angela, wie sie es anstelle all die Tiere zu ernähren und zu versorgen und ob es nicht vielleicht wichtig wäre, die erwachsenen Katzen zu kastrieren. Angela erzählte mir, dass nahezu wöchentlich neue Katzen bei ihr erscheinen würden und sich niemand in Bulgarien um den Tierschutz kümmere und es keine Programme gebe, die Kastrationen finanziere. Sie erklärte weiter, dass die Situation sie völlig überfordere und sie jede Hilfe dankbar annehmen würde…

Zurück in Deutschland stellte ich selbst schnell fest, dass es tatsächlich keine Option darstellte, vor Ort bulgarische Hilfe zu organisieren. Da ich Angela aber mein Wort gegeben hatte, Sie zu unterstützen, musste ich nun wohl selbst aktiv werden und so fügte sich eins zum anderen. Ich sammelte Geld, ging in den konkreten Austausch mit Angela und eines Tages traf ich -vermittelt durch meine Freundin Birgit- auch Marianne und Bernd Röhl vom Verein Animal Soulmates zum ersten Mal. 

Birgit war es auch, die ihr Auto und sich selbst zur Verfügung stellte, um mit mir die 3000 km lange Reise nach Odorovtsi Ende Oktober zum 3. Mal in diesem Jahr anzutreten. 6,5 Tage hatten wir dafür eingeplant und wir hatten alles an Bord, um uns selbst und die Tiere im Winter zu versorgen. Sogar Eicheln für Rosalie, das Schwein, hatten die Kinder in meiner Schule gesammelt. Und Lotta (12), die die neue Besitzerin von Frechia werden würde, brachte mir 33,50 € von ihrem gesparten Taschengeld, um es mitzunehmen. 

Die jüngsten Katzen würden wir auf Wunsch von Angela auf der Rückreise mit nach Deutschland nehmen, da die kleinen Katzen im harten bulgarischen Winter laut ihr keine Chance haben. 5 neue Besitzer hatten sich in den Wochen zuvor finden können. So sandten wir bereits im September erstes Geld nach Odorovtsi, damit der Tierarzt die Katzenkinder vor Ort mit Chip, EU-Heimtierausweis und Impfung ausstatten konnte. Die Idee, 2 Tage mit den Katzen im Auto zu fahren, flößte mir im Vorfeld gedanklich den größten Respekt ein, wenn ich da an das Geschrei unserer eigenen Katzen allein zum Tierarzt dachte… 18h reine Fahrzeit unter dauerhaftem Katzengejammer – eine Horrorvorstellung!

Am 26.10. starteten Birgit und ich abends mit dem Etappenziel Budapest, welches wir problemlos in der Nacht erreichten. Von dort aus ging es nach ein paar Stunden Schlaf und einer Fahrt durch Rumänien nach Odorovtsi, wo wir am späten Abend des 27.10. ankamen und von Angela herzlich begrüßt wurden. 

Angelas Freude war auch am Folgetag noch riesig, angesichts der vielen tollen Futterspenden, der mitgebrachten Entwurmung und der stattlichen Summe an Geldspenden, die wir für die Tierarztkosten und Kastrationen zusammengebracht hatten. 
Auch die beiden tollen Transpostboxen der Familie Röhl taten einen tollen Dienst während unserem Aufenthalt, da sie uns ermöglichten die wildesten Tiere (mit bösen Blessuren an Angelas Händen) einzufangen und zum Tierarzt ins 40km entfernte Montana zur Kastration zu bringen. Der Tierarzt sei anfänglich wirklich skeptisch gewesen, so Angela. Da er aber verstanden hatte, dass Angela für die Kosten seiner Leistung aufkommen würde, machte er ihr einen guten Preis/ Kastration und erklärte sich bereit 5-6 Tiere am Tag zu kastrieren. Dies tat er in 1,5 Stunden in Akkordarbeit und mit unserer Zuarbeit und ohne jedes Aufsehen.

3 Tage waren wir in Odorovtsi vor Ort, lebten in Angelas Rhythmus der Tage und der Tiere und genossen herrliches, warmes Herbstwetter. Wir gingen Angela zur Hand, wo es mehr Hände benötigte und reisten am Morgen des 31.10. noch im Dunkeln mit unseren 6 Weggefährten Batman (nur eine winzige Handvoll Katze), Frechia, Sally, Macchiolina, Dobrina und Angiolina ab. Der Zeitplan sah eine enge Taktung vor, da uns ein Bekannter in Budapest eine Übernachtung für die Tiere in einer Tierklinik und einen festen Termin zur Übergabe am Abend organisiert hatte. Trotz längerem Stau an der Grenze schafften wir es problemlos den Zeitplan einzuhalten und unsere Reisegefährten entpuppten sich als die dankbarsten und einfachsten Mitfahrer überhaupt. Kaum ein Miauen war zu hören und das zog sich durch bis am Abend des Folgetages, an dem wir unsere wertvolle Fracht glücklich an ihre neuen Besitzer aushändigen könnten. Auch für Angiolina, für deren Mitnahme wir uns aufgrund ihres kaputten Auges noch sehr spontan entschieden hatten, konnten wir von unterwegs aus noch ein tolles neues Zuhause finden. 

Bereits nach wenigen Stunden bekam ich die ersten Bilder von glücklichen Katzen und glücklichen Besitzern. Interessanterweise mag keine der 6 besonders gerne rausgehen, obwohl sie in der rauen bulgarischen Natur groß geworden sind. Sie lieben das Sofa und die Ruhe und auch das Rudel scheint keinem der Tiere zu fehlen. 
Es gab viele Momente in den letzten Wochen, in denen ich mir dachte, dass diese Reise jede Minute und Mühe wert war, weil ich auch heute immer wieder tolle Bilder bekomme und sehe, wie unsere zierlichen und kränkelnden Katzen und Kater zu hübschen und gesunden Tieren heranwachsen und wie viel Freude ihre neuen Besitzer*Innen mit ihnen haben. 

Diese Geschichte wird sicher auch in 2023 weitergehen…“

 

Wir von Animal Soulmates e.V. werden dieses Projekt gerne weiterhin begleiten und unterstützen.